Internationales Segelwochenende Hämophilie
Nachdem ich vom Vater eines der teilnehmenden
Jungen am vereinbarten Treffpunkt in Köln abgeholt wurde, starteten wir zur
lang ersehnten Reise zum Segelwochenende nach Holland.
Nach unzähligen
Staus mussten wir zunächst in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam
Benjamin Wolf abholen, der ausgerechnet an diesem Tag einen Ausflug mit seiner
Schulklasse in das Anne-Frank-Museum unternommen hatte.
Bevor
wir Benny endlich winkend an einer Seitenstrasse entdeckten, hatten wir bereits
eine halbe Stadtrundfahrt hinter uns, was aber wegen der vielen
Sehenswürdigkeiten und Eindrücke nicht langweilig war.
Von nun
an ging es zügig in das Nirgendwo. Eine Gegend, die so verlassen war wie ich
sie noch nie gesehen hatte. Wir erreichten spät abends das kleine Dorf wo
unsere beiden Schiffe lagen.
Wir
packten erleichtert und staunend unsere Taschen aus. Staunend über die Schönheit
der beiden Schiffe in der Dunkelheit.
Wir erwischten
gerade noch ein verspätetes Abendessen, das aus Hühnerschenkeln und Schnittchen
bestand, es war köstlich, das wohl beste, was ich seit langer Zeit gegessen
habe (was aber wahrscheinlich auch an unserem besonders großen Hunger lag).
Nach dem
Abendessen schauten wir uns zunächst das Schiff an und wurden mit holprigem Deutsch
begrüßt. Die Betreuer und anderen Teilnehmer machten einen sehr netten Eindruck.
Schließlich
machten wir uns noch auf, um das Dorf zu erkunden. Auf dem Weg dorthin kamen
wir an vielen Schiffen vorbei, auf denen fröhliche Partys gefeiert wurden.
Übereinstimmend stellten wir fest, dass trotz vieler schöner Schiffe unseres
doch das allerschönste war.
In
Stavoren selbst fanden wir ein Lokal, in dem eine Coverband spielte. Die Stimmung
war gut und der Tag fand hier einen schönen Abschluss.
Als wir
irgendwann spät in der Nacht schlafen gingen, merkten wir wie klein doch die Betten
sind. Aber dennoch empfanden wir es als sehr komfortabel dort zu schlafen, zumal
wir durch den Wellenschlag sanft in den Schlaf fanden.
Am nächsten
Morgen konnten wir nach einem ausgiebigen Frühstück zunächst einmal unsere
Boote und die Umgebung im Sonnenlicht begutachten. Unser Eindruck vom Vorabend,
dass wir ein sehr schönes Schiff hatten, wurde hier nachhaltig bestätigt.
Wir
bereiteten zunächst die Segel vor und machten uns dann im frischen Wind auf, um
mit unseren beeindruckenden Schiffen auch mal das niederländische Gewässer zu
befahren. Verpflegung gab es reichlich und langweilig wurde es auch nie.
Wenn wir
uns ausruhen wollten, legten wir uns einfach auf dem Deck in die Sonne. Oder
man hielt ein Schwätzchen mit dem Kapitän. Man konnte auch mit dem gut
erzogenen Bord-Hund spielen.
Als wir
gegen Mittag einen anderen Hafen ansteuerten, war das Wetter immer noch
wunderbar.
Nach
einem sehr leckeren Mittagessen besprachen wir den weiteren Tagesablauf, der
als Höhepunkt einen Segelausflug mit kleinen Segelbooten bereit halten sollte.
Leider
verpasste unsere Bonner Gruppe das Auslaufen der Boote, weil wir uns vorher an
Land noch ein wenig die Beine vertreten wollten und mangels Uhren nicht wieder
pünktlich zurück waren. Dank eines Betreuers, der uns mit einem Motorboot auf
die bereits auf See" befindlichen Segelboote brachte, erlernten wir viele
Handgriffe und Kniffe zum Führen eines solchen Bootes. Gleichzeitig erfuhren
wir auch noch viele interessante Dinge über die Gegend und die Geschichte des
Segelns.
Am Abend
nahmen wir an einem Kochkurs teil, wo die verschiedenen Gruppen unterschiedliche
Gänge eines Menüs zubereiten sollten. Die
Bonner Gruppe zauberte eine Kombination aus Eis und selbst gemachtem warmen Kuchen
auf den Tisch. Das anschließende gemeinsame Abendessen war sehr lecker und wir
redeten und lachten sehr viel miteinander.
Danach
gingen einige noch in eine Disco, die zwar recht amüsant war aber leider nicht meinen
Musikgeschmack bedienen konnte, weil sie keine Rockmusik im Angebot hatten.
Wir
gingen nachts zurück zum Schiff und genossen noch den Ausblick.
Am nächsten
Morgen wurde ich von den Wellen geweckt und bemerkte verwundert, dass wir schon
fuhren. Benjamin wollte noch schlafen und die anderen Bonner auch. Nach einem
hastigen Frühstück begab ich mich schnell an Deck, weil ich den Wind spüren und
die Aussicht auf das Ijsselmeer genießen wollte. Es wehte ein ordentlicher Wind
und durch das aufpeitschende Wasser wurde ich sofort richtig wach.
Wir
hissten alle Segel und nahmen schnell ein erstaunliches Tempo auf. Wer es
wagte, nach vorne zum Bug zu gehen, wurde sofort vom Wasser durchnässt. Schließlich
kamen auch die anderen Bonner Benny, Joey und Dennis verschlafen an Deck, der Wind
machte manche erst richtig wach. Doch Joey entschied sich noch mal schlafen zu
gehen, was ich wegen des enormen Seegangs kaum nachvollziehen konnte. Für mich
war dieser Ausflug ein besonderer Höhepunkt des Segelwochenendes.
Auf der
Rückfahrt in den Heimathafen unterhielten uns angeregt mit den holländischen
und belgischen Hämophil en und hörten Musik. Nachdem wir wieder angelegt hatten,
konnten wir noch eine kleine Runde durch das Dorf drehen, bevor wir dann unsere
Sachen packen mussten. Nach einer herzlichen Verabschiedung von den anderen
Teilnehmern und den Betreuern wurden wir an Land schon von meinen Eltern
erwartet, die uns abholten. Die Rückfahrt nach Deutschland verlief ziemlich
problemlos, weil die Straßen freier waren. Nachdem wir die anderen Bonner am
Kölner Hauptbahnhof abgesetzt hatten, wo sie schon von ihren Eltern erwartet
wurden, freute ich mich doch auf mein etwas größeres Bett. Dennoch möchte ich
die Erfahrung mit den Bordbetten nicht missen.
Das
internationale Segelwochenende war total klasse und ich kann es andern ausdrücklich
empfehlen. Ich hoffe, dass dieses Wochenende wiederholt wird und wir dann mit
einer noch größeren Bonner Gruppe wieder nach Holland fahren.
Ich
möchte mich bei allen Leuten bedanken, die diese Reise möglich gemacht haben.
Fabrice Thumm, Sinzig
Anmerkung der Redaktion:
Die IGH e.V. bedankt sich bei der Fa. Bayer Health Care, Bayer Vital GmbH, die durch organisatorische und finanzielle Hilfe die Durchführung dieses internationalen Segelwochenendes ermöglicht hat.
Unser besonderer Dank richtet sich an Dr. Frank Leebeek vom Ersamus Medisch Centrum in Rotterdam für die Gesamtorganisation und die medizinische Betreuung.