Erste Urteile in Japan wegen Aids-Skandal
Rottenburg, den 04. April 2011
Tokio, 24/02/2000 (dpa) - Im Prozess um einen spektakulären Aids-Skandal mit
rund 500 Toten hat ein Gericht in Japan erstmals drei frühere
Spitzenmanager eines Pharmakonzerns zu Haftstrafen verurteilt. Das
Bezirksgericht in Osaka befand sie am Donnerstag für schuldig, in den
80er Jahren HIV-verseuchte Blutpräparate aus den USA vertrieben zu
haben. Etwa 1 800 Bluter hatten sich dadurch mit dem Aids-Virus
infiziert, rund 500 von ihnen sind seither an Aids gestorben. In den
Aids-Skandal sind auch Regierungsbeamte sowie Ärzte verwickelt.
Der Richter verhängte gegen den damaligen Präsidenten des
Pharmakonzerns Green Cross Corp und früheren Beamten im
Gesundheitsministerium, Renzo Matsushita (79), eine zweijährige Haftstrafe. Sein damaliger Vize-Präsident Tadakazu Suyama (72) muss
für 18 Monate und Ex-Direktor Takehiko Kawano (69) für 16 Monate
hinter Gittern. Obwohl die Manager gewusst hätten, dass die
unbehandelten Blutpräparate mit Aids verseucht sein könnten, hätten
sie den im März 1985 genehmigten Vertrieb nicht gestoppt, hieß es.
Die angeklagten Manager gestanden ihre Schuld zwar ein. Sie
beteuerten jedoch, im Jahre 1985 und auch davor keine präzisen
Informationen über die Risiken von unsterilisierten Blutprodukten
erhalten zu haben. Auch hätten sie vom zuständigen
Gesundheitsministerium keine Anweisung erhalten, die Blutpräparate
zurückzuziehen. Vor dem Bezirksgericht in Tokio muss sich derzeit unter anderem
der frühere Spitzenbeamte im Gesundheitsministerium Akihito Matsumura
wegen des Skandals verantworten. Der 52-Jährige war von 1984 bis 1986
in dem Ministerium für Blutprodukte verantwortlich.